Über Jahrzehnte verschollen war diese Figur aus Zinkguss und zuletzt mit viel Farbe regelrecht verunstaltet. Sie wurde vor über 80 Jahren von dem Brunnen am damaligen Berleburger Marktplatz – heute Goetheplatz – für eine Restaurierung demontiert. Seitdem galt der Zwerg, wie ihn der Volksmund getauft hatte, als vermisst – bis 1991.
Dann, Anfang 1991, entdeckte der Berleburger Günter Hirschhäuser bei der Lieferung einer Waschmaschine die ihm nicht unbekannte Figur in der Wohnung der Berleburgerin Elke Kroh († 2015). Die Enkelin des Berleburger Malermeisters Ludwig Kroh wusste, was es mit dem bunt und zwergenhaft bemalten, aber nicht unbedingt freundlich dreinschauenden Kerlchen auf sich hat: „Mein Urgroßvater war fürstlicher Anstreicher. Erzählungen zufolge wollte der Fürst um 1940 die Brunnenfigur auswechseln bzw. neu bemalen lassen. Jedenfalls kam sie so zu meinem Urgroßvater“, erinnerte sich Elke Kroh in einem Zeitungsinterview im März 1991. Etwa 50 Jahre lang dürfte der Zwerg, also während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahrzehnten danach, geschlummert haben – und zwar versteckt im früheren Kroh’schen Garten – etwa in der weiteren Verlängerung des heutigen Kinderspielplatzes „Sonnenschein“ (mit Fliegenpilz) unterhalb der Moltkestraße.
Erzählungen, Legenden, Vermutungen und Halb-Wahrheiten ranken sich um die Geschichte der um die 20 Kilogramm schweren Figur. Ihre Herkunft ist bis heute ungeklärt. Die Signatur des mutmaßlichen Künstlers an der Rückseite des Werkes, nämlich „M. KLEIN“, bringt keine Spur. Und doch gibt es Fakten, die sich durch historische Aufnahmen aus den Archiven von Ursula Buschmann und Rainer Wolff belegen lassen. Alte Bilder und Ansichtskarten beweisen, dass die Figur bereits vor und nach dem Jahr 1901 auf dem damals viereckigen Brunnen am Marktplatz gestanden hat. Von einer hohen Säule blickt der kleine Mann des alten Brunnens hinab – wahrscheinlich ohne Wasserspeier. Der ist mit der Figur erst auf einer Karte enthalten, die nach dem Bau des Kaiser- und Kriegerdenkmals (1901) erschienen war. Die Existenz eines Brunnens am heutigen Goetheplatz, das weiß Heimatforscher Hans Petry, ist mit dem Jahr 1859 eindeutig belegt. Von diesem Brunnen dürfte die Figur dann nach 1901 auf die neue, runde Brunnenschale versetzt worden sein.
Der Heimatverein Landwirtschaft und Brauchtum spricht sich für eine öffentliche Präsentation der Brunnenfigur – bevorzugt in Funktion am „Museum am Rothaarsteig“ aus. Jedoch müssen zuvor die Rahmenbedingungen und die Kostenfrage für eine notwendige Restaurierung geklärt werden. Der Kontakt zur Denkmalbehörde beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist geknüpft.