Ehrenamt gegen Kommerz
Flohmarkt des Heimatvereins Landwirtschaft und Brauchtum Bad Berleburg punktet mit Qualität
Bad Berleburg. Um es in der Sportlersprache auszudrücken: Das Ehrenamt hat am Sonntag wichtige Punkte eingefahren. Der Flohmarkt des Heimatvereins Landwirtschaft und Brauchtum Bad Berleburg auf dem Parkplatz des Hagebau-Marktes war hervorragend besucht, in der Mittagszeit herrschte Hochbetrieb. „Zumal nach Auskunft unserer Händlerinnen und Händler sehr viele kauflustige Leute dabei waren“, wie es der Vereinsvorsitzende Klaus Daum im SZ-Gespräch formulierte.
Punktgewinn im Übrigen deshalb, weil sich das ehrenamtliche Veranstaltungsformat einem kommerziellen Mitbewerber ausgesetzt sieht, der nichts unversucht lässt, um auf sein Angebot aufmerksam zu machen. Und dies auf Kosten des Vereins. Ausgerechnet vor dem Markt des Heimatvereins pflasterte der gewerbliche Anbieter die Stadt mit Plakaten förmlich zu – wohlgemerkt über zwei Wochen vor seiner eigenen Veranstaltung.
Hat da jemand einfach eine gute Vereinsidee übernommen, um sie für sich zu nutzen? Klaus Daum: „Das ist nicht unser Thema. Wir versuchen, unseren Job zu machen, und das ist am Sonntag gut gelungen.“ Zumal der Verkaufsstand des Heimatvereins mit Waffeln, Kaffee, kalten Getränken und Bratwurst am frühen Nachmittag meldete: ausverkauft in allen Bereichen.
Mit seinem neuen, bunten Gesicht der Werbeplakate, künftig auch mit zwei Bannern an den innerstädtischen Odeborn-Brücken und darüber hinaus auf einschlägigen digitalen Ebenen geht der Heimatverein Landwirtschaft und Brauchtum in Bad Berleburg zeitgemäß vor und erfüllt damit nach eigenen Angaben „den Wunsch vieler Händler und Freunde des größten Flohmarktes im Wittgensteiner Land“.
„Wir wollen einfach die Unterschiede zu Mitbewerbern herausstellen“, betonte Swen Homrighausen als verantwortliches Vereinsmitglied bei der Organisation und Durchführung der Märkte in diesem Zusammenhang. Und weiter: „Wir arbeiten gemeinnützig, denn aus dem Erlös der sehr moderaten Standgelder können wir den weiteren Auf- und Ausbau unseres wachsenden Museums am Sengelsberg bestreiten. Aber weil wir deswegen noch nicht für den Besucherverkehr öffnen konnten, sind wir auf diese Einnahmen aus den Standgeldern angewiesen.“
Dennoch: Kinder bis 14 Jahre zahlen für ihre Verkaufstische keinen Cent. Swen Homrighausen, selbst professioneller Antiquitätenhändler und aktiv bei den Märkten, hat festgestellt: „Als sehr wohltuend empfinden es nahezu alle Besucherinnen und Besucher, dass auf unserem Markt keinerlei Neuware angeboten werden darf. Polyesterblusen oder Ledergürtel sucht man bei uns vergebens. Dafür gibt es aber gebrauchte Haushaltsartikel, die ebenso wie Gemälde, Bücher, Schallplatten, Bekleidung, Schuhe, Kleinmöbel, Schätzchen und heimatbezogene Raritäten eine zweite Chance erhalten statt in der Tonne landen sollen.“
“Wir versuchen, unseren Job zu machen, und das ist am Sonntag gut gelungen.”
Klaus Daum, Vorsitzender
Dass diese Veranstaltung an jedem dritten Sonntag von April bis Oktober von 11 bis 16 Uhr läuft, haben sich die Trödelfreunde aus Wittgenstein, Hessen, dem Siegerland und Sauerland längst gemerkt. Noch einmal Klaus Daum: „Wir wollen, dass sich die Menschen bei uns wohlfühlen. Und das schaffen wir ganz gut.“
Zum Stichwort gute Ideen: Für den Markt am Sonntag, 17. September, bieten Swen Homrighausen und seine Mitstreiter einen besonderen Service. Swen Homrighausen: „In vielen Kellern und auf etlichen Dachböden lagern noch Dinge, die es sicherlich wert wären, beim Flohmarkt auf dem Angebotstisch zu landen. Doch in zahlreichen Fällen sind die Besitzer nicht in der Lage, ihre Schätzchen selbst an den Sonntagen am Hagebau-Markt zu präsentieren. Da sind die Gründe total vielfältig. Manch einer geniert sich einfach hinter einem Tapeziertisch, andere schaffen einfach den Transport nicht und den nächsten fehlt die Zeit.“
Hier bietet nun der Heimatverein folgenden Service an: Nach telefonischer Vereinbarung holt der Verein vom 4. bis zum 14. September kostenlos die für den Besitzer „überflüssigen“, aber nicht zum Sperrmüll gehörenden Dinge als Sachspende ab. Eine Abgabemöglichkeit besteht im gleichen Zeitraum ebenfalls im Museum am Rothaarsteig, Am Sengelsberg 60. Selbstverständlich geht der Verkaufserlös auch hier wieder in die ehrenamtliche Arbeit des Heimatvereins und sein Museum.
Von Martin Völkel
Siegener Zeitung
Montag, 17. Juli 2023
Bildquelle: SZ-Foto von Martin Völkel
Internet: www.siegener-zeitung.de