“Sardemann trifft Kroh”: Zwei Maler und ein Blick für die Heimat
Zwei Sammlungen mit Heimatmotiven sind erstmalig zu sehen / Nachkommen reisen aus Hamburg an
Die Werke von Dr. Gerhard Sardemann und Heinz Kroh stoßen nicht nur in Bad Berleburg auf Begeisterung.
Bad Berleburg. (vc) Die erste Ausstellung im Museum am Rothaarsteig – eine Premiere für Kunstinteressierte, weitgereiste Verwandtschaft, Heimatfreunde und für einen glücklichen Vorstand des Heimatvereins Landwirtschaft und Brauchtum. Ein Befreiungsschlag für ein im Aufbau befindliches Museum, das durch die Pandemie zwei Jahre nicht zeigen konnte, wie bedeutend seine Existenz ist.
Den Veranstaltungsraum und die angrenzenden Flure schmücken viele, meist kleinformatige Bilder. Der Betrachter entdeckt Landschaften, Menschen, Häuser und mitunter Werkstätten – es sind Motive, die oft die Vergangenheit Bad Berleburgs zeigen. Festgehalten wurden die einzigartigen Szenen von Heinz Kroh (1881 bis 1972), einem Kölner Kunstmaler mit Wittgensteiner Wurzeln und Dr. Gerhard Sardemann (1885 bis 1973), einem in Bad Berleburg praktizierenden Arzt, der aus Köln stammte. „Sardemann trifft Kroh“ ist der treffende Titel der Ausstellung, die durch das Engagement von dem Berleburger Journalisten Christoph Vetter ermöglicht wurde. Vetter selbst sammelt die Bilder Krohs bereits seit drei Jahrzehnten, in der er sich auch beruflich als Lokalredakteur mit den Malern Wittgensteins beschäftigt hat. Damit die Werke Krohs nun neben denen von Sardemann zu betrachten sind, war aber mehr nötig als das Engagement eines Einzelnen.
„Ohne eure Unterstützung, ohne eure Tipps und Vermittlungen hätten wir uns gar nicht hier getroffen. Einige der ausgestellten Bilder wären vielleicht noch auf irgendeinem Dachboden, in einem Keller, im Karton unter dem Bett – eventuell sogar noch an der ein oder anderen Wand“, untermauerte Christoph Vetter, der vor 40 Kunst- und Berleburg-Freunden auch eine Überraschung verkünden kann. So ist es gelungen, einige Menschen bei der Auftaktveranstaltung begrüßen zu dürfen, die mit den Malern oder gar mit den Motiven selbst etwas zu tun haben. Die Nachfahren von Dr. Gerhard Sardemann haben nicht den Weg nach Bad Berleburg gescheut. Mit den Geschwistern Gilla Fuchs (geb. Sardemann) aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und Werner Sardemann aus Hamburg sind zwei Enkel des Malers zu Gast, die Christoph Vetter zum Auftakt eingeladen hat. Auch Ellen Neweling, Schülerin von Heinz Kroh, ist an den Sengelsberg gekommen.
„Reich wird man mit diesen Werken nicht. Aber wer diese Art der Kunst nicht zu schätzen vermag, der ist, glaube ich, arm dran.“
Christoph Vetter, Ausstellungsinitiator
Andere Gäste waren von den Bildmotiven selbst berührt. So auch der über 80-jährige Berleburger Heino Noelling. Dr. Sardemann malte die Schlosserei seines Großvaters Daniel. „Später wurde daraus eine Werkstatt. Ich kann mich noch daran erinnern, wie es aussah“, sagt Heino Noelling und zeigt auf die vom Maler verewigte Szenerie. Es sind Bilder wie dieses, Details aus der Landschaft und der Stadtansicht des alten Berleburgs, die die Besucher der Ausstellung faszinieren. Christoph Vetter weiß um die Bedeutung historischer Bilder: „Ich sehe mich mit meinem Hobby eher als ein Bewahrer alter Bilder in einer kleinen lokal-historischen Sammlung als der finanziell interessierte Kunst-Investor. Reich wird man mit diesen Werken nicht. Aber wer diese Art der Kunst nicht zu schätzen vermag, der ist, glaube ich, arm dran.“
Die Ausstellung im Museum am Rothaarsteig ist am Pfingstsonntag und Pfingstmontag jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Das Museum zeigt die 50 Ölgemälde, Aquarelle, Skizzen und Radierungen auch am Mittwoch, 8. Juni, von 17 bis 19 Uhr; am Sonntag, 12. Juni, von 15 bis 18 Uhr sowie am Donnerstag, 16. Juni (Fronleichnam), von 15 bis 18 Uhr. Info unter Tel. 01 71 8 30 17 06.
Von Christian Völkel
Siegener Zeitung
Samstag, 4. Juni 2022
Bildquelle: Fotos (2) von Christian Völkel (vc), Fotos (3) von Christoph Vetter
Internet: www.siegener-zeitung.de